12.11.2025
Ein Velokurierdienst haben - aRmin im Gespräch
aRmin heyer, Co-Gründer und Inhaber vom Öpfelchasper, erzählt, wie alles begann, was sich verändert hat – und was ihn heute noch antreibt.
Ein Velokurierdienst haben - aRmin im Gespräch
Was bedeutet es in der aktuellen Zeit einen Velokurierdienst zu haben?
aRmin: Ursprünglich wollten wir vor 18 Jahren mit dem Züriwerk (ein Wiedereingliederungsprojekt für Langzeitarbeitslose) per Velo ausliefern. Leider hatten sie zu wenig geeignete Kandidat:innen und wir haben schnell gemerkt, wie wichtig die eignen Velokuriere für unser Unternehmen sind. Dann sind wir mit ein paar Freunden selbst aufs Velo und heute haben wir knapp 80 Velokurier:innen angestellt. Natürlich herrscht ein reger Wechsel mit neuen Gesichtern, aber viele bleiben auch jahrelang. z.B. Ursula und Manuel begleiten uns seit fast 10 Jahren. Es macht also immer noch grossen Spass.
Welche Herausforderungen stellen sich dem Öpfelchasper als Velokurierdienst?
aRmin: Bei den Velokurier:innen liegt der Fokus häufig auf dem Velofahren. Manchmal muss ich sie daran erinnern, dass sie bei allen Privatkunden klingeln sollen und kurz warten, ob jemand zu Hause ist. Sie würden lieber den Korb rasch im Milchkasten deponieren und schnell wieder aufs Velo flitzen.
Für uns ist der persönliche Kundenkontakt und die Dienstleistung den Korb auch in den 6. Stock zu tragen, oder bei Firmenkunden direkt auf dem Pausentisch schön anzurichten, aber ganz wichtig. Denn darin unterscheiden wir uns von allen anderen Lieferdiensten.
Wir spüren zunehmend den Spardruck vorallem bei den Privatkund:innen. Unsere Dienstleistung hat ihren Preis – weil sie mit fairen Löhnen, sicheren Arbeitsbedingungen und Muskelkraft erbracht wird. Das schätzen viele, aber nicht alle können oder wollen es sich aktuell leisten. Darin liegt sicher die grösste Herausforderung: unsere Werte zu leben und trotzdem wirtschaftlich zu bleiben.
Welche erfolgreichen Kurierdienste gibt es und wo gibts es Konkurrenz für den Öpfelchasper?
aRmin: Wir haben ganz viele Freunde in der Velokurier Szene. Dazu gehören die klassichen Velokuriere, wie der Veloblitz, Flash, Ultra, Velokurier Bern, Velokurier Winterthur oder die Kurierzentrale in Basel. Bei den Essenskurieren sind wir ein Fan von all jenen Restaurants, die eigene Velokuriere zu fairen Bedingungen anstellen. So z.B. das Lilly`s oder bis vor kurzem noch die Wiesner Gastro Gruppe. Wir begrüssen alle, welche auf sympathische Art und Weise das Velo als Transportmittel unterstützten.
Bei den Früchte- und Gemüseabos wurden wir in den letzten 18 Jahren viel kopiert. Viele haben begonnen, wenige sind geblieben. Mit dem Velo alles auszuliefern, hat sich bis jetzt keiner getraut. Eigentlich schade.
Im Bereich der Privatkunden versuchen wir durch spannende Rezepte und Abwechslung im Korb unsere Kund:innen zu mutigen Kreationen in der Küche zu begeistern. Hier verlieren wir sicher einige Kundinnen an die günstigen Discounter, welche auch immer mehr Biogemüse anbieten. Natürlich bedauern wir das einerseits, freuen uns aber auch darüber, wenn Bio sich auch dort langsam durchsetzt.
Eine Zeit lang hat «Farmy dem online Bauernhof» mit sehr viel Kapital versucht den Markt zu erobern. Zuletzt wurde die ganze Firma aber für einen symbolischen Betrag an einen regionalen Grosshändler verkauft.
Wir versuchen mit unseren Früchte und Gemüseabos lieber einfach zu bleiben, aber dafür mit unserer Qualität und Dienstleistung zu überzeugen. Und genau da sind unsere Velokurier:innen so enorm wichtig. Denn sie sind der Öpfelchasper!